S.O.S – Was tun, wenn der Faden weg ist?

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Sie haben sich gut auf Ihre Präsentation vorbereitet und wissen, was Sie zu sagen haben. Zunächst läuft auch alles wie geplant. Doch dann – ganz plötzlich – verlieren Sie den Faden! Vielleicht ist es kritische Zwischenfrage Ihres Chefs oder Ihrer Dozentin. Vielleicht bekommen Sie Gegenwind aus dem Publikum. Vielleicht schwirrt Ihnen auch nur ein Gedanke durch den Kopf – und schwupp, ist der Faden weg. Was nun? Zu Ihrer Beruhigung: Das was Ihnen als peinlich lange Pause erscheint, bis Sie wieder zurück ins Thema gefunden haben, empfinden Ihre Zuhörer in der Regel als sehr viel kürzer. Unser Zeitgefühl weicht während der Schrecksekunde erheblich von der tatsächlich vergangenen Zeit ab. Sie können sich ruhig Zeit lassen, um zum Beispiel in Ihren Unterlagen nachzusehen, was Sie als nächstes sagen wollten. In aller Regel bemerkt das keiner. Der Grund: Sie wissen, was Sie eigentlich sagen wollen. Ihr Publikum hört es zum ersten Mal. Logischerweise brauchen die Zuhörer etwas mehr Zeit, um die neuen Informationen zu verarbeiten. Da kann eine Pause durchaus auch hilfreich sein. Im Grunde handelt es sich bei Ihrem Mini-Blackout um eine Art Schrecksekunde. Irgendetwas irritiert Ihr Gehirn. Und wenn wir erschrecken, reagieren wir, indem wir kurz den Atem anhalten, die Bewegung friert ein und wir starren auf das Objekt des Schreckens (für unsere Vorfahren war das kein unangenehmer Chef, sondern z. B. ein Mammut oder ein Säbelzahntiger). Man nennt das stuck state. Sie stecken sozusagen fest. (Das können Sie ganz einfach nachvollziehen, wenn Sie nur so tun, als würden Sie erschrecken. Auch wenn die Situation nur gespielt ist, die Reaktion ist dieselbe.) Wie komme ich am besten aus dieser Situation wieder heraus? Damit Sie schnell zurück ins Thema finden, empfehle ich Ihnen die S.O.S.-Methode.
Wofür steht S.O.S. und wie funktioniert es?
Ziel der S.O.S-Methode ist es, die oben genannten Symptome des stuck state aufzulösen. S – wie Schnaufen! Atmen Sie. Holen Sie Luft. Selbst das Atmen wird Ihnen wahrscheinlich sehr lange vorkommen. Ihre Zuhörer werden es aber wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen. O – wie Ortswechsel! Verlassen Sie den „Ort des Schreckens“. Gehen Sie einen Schritt zur Seite, nach vorne oder nach hinten. So befreien Sie Ihren Körper aus der Starre. S – wie Schauen! Wichtig ist, dass Sie Ihren Blick, den Sie vielleicht für einen kurzen Moment wie das Kaninchen auf die Schlange gerichtet haben, wegnehmen und im Raum umherschauen. Lassen Sie den Blick für kurze Zeit (2 – 3 Sekunden reichen meistens schon) frei schweifen. Das kann man zuhause üben. S.O.S. ist im Grunde eine Bewegungsabfolge. Vielleicht bitten Sie jemanden, in Momenten, in denen Sie es nicht erwarten, in die Hände zu klatschen. Sie erschrecken (übertreiben Sie ruhig!) und lösen sich dann schrittweise durch Atem holen, Ortswechsel, Umherschauen. So lernt Ihr Körper, was im Fall der Fälle zu tun ist.
Was, wenn ich sogar S.O.S. vergesse?!
Natürlich kann es sein, dass Sie im Moment des Schreckens vergessen an S.O.S zu denken. Dazu hilft es, sich ein Schildchen zu basteln. Sie können es selbst schreiben oder aus dem Internet ausdrucken, das ist ganz egal. Das Schild legen Sie unauffällig zu Ihren Skripten oder in die Nähe Ihres PCs – oder wo auch immer Sie während des Vortrags sicher hinschauen (in aller Regel werden Sie nicht komplett frei vortragen). Die andere Möglichkeit ist es, sich dieses Schild an die Wand zu hängen. Das tun sie nicht, indem Sie tatsächlich den Präsentationsraum dekorieren. Sie stellen sich dieses Schild aber genau vor. Das können Sie zum Beispiel schon auf dem Hinweg im Auto tun. Fragen Sie sich: „Wie genau sieht mein S.O.S.-Schild aus? Welche Größe hat es? Welche Farbe? Wie sieht die Schrift aus? Blinkt das Schild?“ Denken Sie sich das beste aller S.O.S-Erinnerungsschilder aus! Wenn Sie dieses Schild wirklich vor Augen haben, dann hängen Sie es in Gedanken im Präsentationsraum auf. Suchen Sie sich eine Stelle, die Ihnen geeignet erscheint und wo sie es nicht „übersehen“ können. Wenn Sie z. B. wissen, dass Sie zum Nachdenken immer nach rechts oben gucken, dann hängen Sie es dorthin. Nehmen Sie sich vor: „FALLS ich während des Vortrags hängenbleibe, dann schaue ich dorthin und beginne mit der Auflösung meines stuck state.“ Übrigens: Meistens wirkt alleine die Anwesenheit des Schildes schon so beruhigend, dass die S.O.S-Methode gar keine Anwendung findet – weil Sie nämlich ganz flüssig durch Ihren Vortrag kommen und sich der rote Faden immer in Ihrer Hand befindet. Lesen Sie weiter: „Schau mir in die Augen, Kleines!“ – wie Sie mit einem kleinen Trick jeden Vortrag verbessern Ein Blackout – was ist das eigentlich? wingwave® – „Winken” gegen Blackout? Bildquelle: © Susanne Edinger