Lernen ist alles Mögliche – aber es ist auf keinen Fall, sich an den Schreibtisch zu setzen, auf Papier zu starren und zu warten, dass es im Hirn bleibt. Das funktioniert in aller Regel nicht. Nehmen Sie am besten direkt Abstand davon!
Wenn Sie das Gefühl haben, Sie möchten sich eigentlich gar nicht hinsetzen und lernen – vielleicht, weil Sie damit schlechte Erfahrungen gemacht haben – dann lernen Sie doch, wenn Sie mit Ihrem Hund spazieren gehen. Halten Sie Ihr Schema auf einem Blatt Papier und die Hundeleine in der anderen. Dann können Sie draufschauen und erzählen sich beim Spazierengehen das, was Sie lernen müssen.
Eine andere schöne Möglichkeit ist, sich den Stoff aufzusprechen, ihn also mit dem Handy aufzunehmen und dann wieder abzuspielen. Vielleicht während Sie irgendetwas tun, das langweilig ist. Im Stau stehen, in der Straßenbahn oder auf dem Fahrrad fahren.
Meine Coachees haben schon in den unmöglichsten Situationen ihre Kopfhörer aufgesetzt und sich den Lernstoff angehört. Probieren Sie aus, was gut für Sie ist. Nicht jede Methode eignen sich für jeden. Aber seien Sie in jedem Fall fantasievoll. Sie tun Ihrem Hirn etwas Gutes und Sie werden sehen, es dankt es Ihnen, in dem es sich Dinge viel besser merkt.
Ich hatte eine Coachee, die verschiedene Krankheitsbilder psychischer Erkrankungen lernen musste. Es waren sehr viele: 15 Erkrankungen und die mussten inklusive aller Unterschiede gelernt werden. Sie hat sich dann zu den verschiedenen Krankheitsbildern Fälle ausgedacht. Entweder hatte sie zu irgendetwas wirklich einmal etwas gehört oder gelesen oder sie hat einfach einen Fall erfunden.
Der darf auch ein bisschen ungewöhnlich sein. Sie dürfen sich sogar wirklich schräge Fälle ausdenken. Es geht hier nicht um Pietät und Takt, sondern darum, dass sie sich die Sache gut merken können. Und wenn Sie sich bei jemandem, der unter Chorea Huntington, dem sogenannten Veitstanz, leidet, vorstellen, wie er wie besessen durch die Gegend tanzt – dann ist das für Ihr Gehirn in Ordnung. In anderen Situationen müssten Sie das natürlich korrekter ausdrücken.
Die Kombination macht’s!
Beim Lernen zählt die Wiederholung. Nun ist es aber sehr langweilig, sich 5 x seine Karteikarten zu erzählen. Deshalb können Sie die Methoden mischen. Sie tanzen Ihre Geschichte, Sie erzählen sich den Lernstoff beim Hund ausführen, Sie machen große Gesten, Sie singen Ihre Inhalte und Sie können auch mit anderen darüber sprechen.
Ich betreue häufiger Studierende der Physiotherapie, die Anatomie lernen müssen. Auch wenn Sie Medizin studieren, müssen Sie nun einmal Anatomie lernen. Es kann sehr schön sein, mit anderen über Anatomie zu sprechen. So könnten Sie z. B. anatomisch Kaffee trinken gehen. Das bedeutet, Sie treffen sich mit einer Kommilitonin zum Kaffee und sagen: „Fünf Minuten lang erzählen wir uns, mit welchen Muskeln und Sehnen wir die Kaffeetasse heben.“
Da weiß dann die eine etwas, die andere etwas anderes, wahrscheinlich werden Sie ein bisschen lachen und dabei eine Menge lernen.
Erzählen Sie sich doch einfach gegenseitig was über die Kraftverteilung beim Baukran, den Sie gerade sehen, oder über die Fassadenverkleidung eines Gebäudes, an dem Sie vorbeikommen. So gewöhnen Sie sich an die Fachterminologie – fast ohne Mühe.
Was Ihnen zunächst so furchtbar schwierig vorkam, was so ungewöhnlich ist, bei dem Sie gar nicht wissen, wie Sie es aussprechen sollen, wird sich – mit diesen Methoden – gut in Ihrem Hirn verankern.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen dieser Methoden!