Was sind hypnotische Sprachmuster? Lesen Sie zunächst meine Einleitung zum Thema.
„Möchtest du zuerst die Spülmaschine ausräumen oder zuerst den Müll heruntertragen?“
Diese Frage enthält eine Präsupposition – eine sogenannte Vorannahme. In diesem Fall die Vorannahme, dass sowohl die Spülmaschine ausgeräumt als auch der Müll heruntergebracht wird. Es geht nur um die Frage: „Was zuerst?“
Präsuppositionen stellen einen Nebeneffekt in den Vordergrund.
Die gewünschte Aussage („Mach bitte beides.“) tritt in den Hintergrund und wird nicht ganz so deutlich geäußert. So äußern Sie einen Wunsch auf eine Art, die möglicherweise weniger Widerstand hervorruft als der klare Befehl „Bitte räume die Spülmaschine aus und trage den Müll runter.“
Präsuppositionen können Sie sowohl in Präsentationen und Vorträgen als auch im normalen täglichen Miteinander einsetzen – z. B. von Chef zu Mitarbeiter.
Beispiel 1: „Bitte besprechen Sie in Ihrer Gruppe, welches Konzept Sie als erstes durchführen möchten.“
Diese Aussage enthält die Vorannahme, dass Sie selbstverständlich die Konzepte durchführen – die Frage ist nur „Welches zuerst?“. Der Subtext lautet „Führt beide Konzepte durch.“
Wertschätzung äußern durch Präsuppositionen
Man kann diese Sprachmuster auch einsetzen für eine sehr wertschätzende Art des Umgangs.
Beispiel 2: „Bitte melden Sie zurück, ob Ihnen die Umsetzung gelingt.“
Wertschätzender wäre hier: „Bitte melden Sie zurück, wie Ihnen die Umsetzung gelingt.“
Diese Formulierung nimmt vorweg, dass Ihnen die Umsetzung auf alle Fälle gelingen wird, es geht nur um die Frage: „Wie?“
Beispiel 3: „Wann werden Sie mit Ihrem Projekt so weit sein, dass wir uns wieder zusammensetzen können?“
Sie gehen hier davon aus, dass der Angesprochene definitiv eines Tages soweit sein wird, es geht nur um die Frage „wann“.
Beispiel 4: „Haben Sie noch Fragen?“
Diesen schnell unwirsch klingenden Satz können Sie ersetzen durch „Welche Fragen haben Sie jetzt noch?“ oder „Welche sind jetzt noch Ihre wichtigsten Fragen?“
Sie nehmen also an, dass die Zuhörer Fragen haben, und es geht nur darum, dass sie die wichtigsten auswählen. Eigentlich wollen Sie natürlich wissen „Was haben Sie für Fragen?“.
Statt dass ich nun zum Abschluss sage: „Können Sie sich vorstellen, dieses Sprachmuster anzuwenden?“, frage ich Sie: „Wie könnten Sie selbst in Ihrem Alltagskontext dieses Sprachmuster anwenden?“
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren!
Lesen Sie weiter:
Hypnotische Sprachmuster (1) – Was ist ein hypnotisches Sprachmuster?
Hypnotische Sprachmuster (2) – das Yes-Set
Hypnotische Sprachmuter (3) – Preframes