Blackouts können uns nicht nur beim Klaviervorspiel quälen, sondern in Prüfungssituationen jeder Art. Der Klassiker: Blackout in der Klausur. Vor Jahren kam eine Coachee zu mir, die gerade ihr Studium begonnen hatte. Ihr Problem: Panik vor der Klausurenphase.
Während ihrer Schulzeit hatte sie nämlich mehrere – für sie vollkommen unerklärliche – Blackouts erlebt. Es sei so schlimm gewesen, dass sie nicht einmal mehr vom Spickzettel habe ablesen können (als Hochschuldozentin musste ich an dieser Stelle etwas schmunzeln). Und: Nach 9 Jahren Englisch hatte sie in der Abiturprüfung „girl“ mit ö geschrieben! Fortan zweifelte die junge Frau nicht nur an ihren Englischfähigkeiten, sondern auch an ihrem Geisteszustand.
Sie hatte alles Mögliche versucht, um die Aufregung in den Griff zu bekommen. Atemübungen, eine halbe Valiumtablette von der Oma, sie hatte sogar während der Prüfung ihre Fußballschuhe als Talisman getragen. Das alles half ihr nicht. Wie sollte sie so ein ganzes Studium schaffen?
Häufig steckt hinter einem solchen Problem eine ganz bestimmte Erfahrung, an die sich unser Emotionshirn, das limbische System, in der Prüfungssituation (und nur dann) erinnert.
Ich fragte die junge Frau, wie sie sich selbst in einer dieser Situationen gesehen hatte. Sie beschrieb es so: Vorne sitzt der Lehrer, er guckt streng in die Runde, alle anderen gucken mich an und ich weiß nichts. Dieses Empfinden war bei ihr mit großer Hilflosigkeit und Verwirrung verbunden. Sie fühlte sich der Situation ausgeliefert.
Schließlich stellte sich heraus, dass hinter den Blackouts, die sie in der letzten Zeit erlebt hatte, ein Erlebnis steckte, an das sie selbst gar nicht mehr gedacht hatte und das sie auch nie damit in Verbindung gebracht hätte:
Vor zwei Jahren musste sie mit mehreren Schulkameradinnen zum Direktor. Irgendetwas war vorgefallen und die jungen Leute mussten sich vor dem Direktor verantworten. Dabei schilderten ihre Kameradinnen die Sache, um die es ging, völlig anders, als sie selbst sie erlebt hatte. Während der Befragung von einer streng guckenden Person (aha!) fragte sie sich: Wovon reden die eigentlich? „Es war, als wäre ich im falschen Film.“ Auch damals hatte sie sich völlig verwirrt, der Situation ausgeliefert und von den Kameradinnen verraten gefühlt. Die Folge: Obwohl sie selbst eigentlich mit einem guten Gefühl in den Termin gegangen war, stand sie am Ende wie eine Schuldige da.
Zu dieser Situation als wesentliche emotionale Erfahrung hatte uns der Fingertest (oder O-Ringtest) geführt. In mehreren wingwave®-Settings setzten wir uns dann mit dieser Erfahrung auseinander.
Dabei kamen alle möglichen Emotionen ans Licht. Darunter auch die Trauer darüber, dass sie ihre damaligen Freundinnen nach diesem Erlebnis verloren hatte. Die Emotionen lösten sich und sie brach in Tränen aus. Irgendwann schniefte sie, putzte sich die Nase und sagte: „Diese blöden Kühe!“
Der anschließende Test ergab, dass dieses Erlebnis nun offensichtlich emotional verarbeitet war. Das Ganze war zwar immer noch ärgerlich (und die Kühe immer noch blöd) – aber die Emotion war vom Gehirn aufgearbeitet und abgelegt. Ihre Prüfungen konnte sie danach ganz normal und ohne Angst ablegen. Wir hatten nur eine Sitzung gebraucht.
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Bildquelle: ©Susanne Edinger